PELECANUS
Eine Frau betritt mein Haus. Sie geht schwerfällig, lässt hinter sich einen Weg aus
Sand zurück, Flur aus gelben Fliesen. Sie setzt sich vor meinen Schreibtisch. Der
Kontakt mit der Rückenlehne verwandelt die Frau in eine Kaskade: Aus ihren
Armen, aus ihren Beinen quillt das Wasser, das abgestanden riecht, wer weiß,
vielleicht vom Meeresufer kommend. Meine Spionin: Fingernägel wie
abnehmende Monde, ich möchte wissen, was du bei mir suchst. Eine Zeitlang
beobachte ich ihre bekannten Züge, spiele damit, sie auf mich selbst zu
übertragen, konzentriere mich auf ihr weißes, auf Brusthöhe rot beflecktes Kleid.
Schlag. Ich weiß, was du bei mir suchst. Und sie antwortet: Ich bin der Pelikan, du
wirst mein Blut trinken, du wirst mein Fleisch essen, wenn du nichts hast.
Elena Medel
Übersetzung van Swantje Goebel, Michael Lorper, Hubert Pöppel, Patricia Schneider und Sieglinde Sporrer